Reduktion zum Maximum. Warum weniger mehr ist.

Written by Franz Weninger on the 23rd of October 2016

Wenn man mit der Natur und ihrer Vielschichtigkeit arbeitet, merkt man schnell, dass man im Laufe eines Lebens nicht alles erkunden wird. Speziell beim Weinbau, wo man nur einmal pro Jahr die Chance hat seine Erfahrungen und Versuche auszuleben.

Um mehr von meinen Lagen zu verstehen, begann ich daher meine Möglichkeiten zu reduzieren. Ich kaufe Fässer nur mehr von zwei Fassbindern. Wir verwenden keine Hefen und keine Hilfsstoffe im Keller. Wir versuchen jeglichen Einfluss zu reduzieren, um unsere Weingärten und Trauben besser zu verstehen.

Ein Beispiel:

In den letzten Jahren fiel mir auf, dass selbst zwei gleiche Fässer an verschiedenen Plätzen im Keller sich anders entwickelten. Woran konnte das liegen? Ich fand heraus, dass die Temperatur im Keller zwar identisch, aber die Luftfeuchtigkeit und auch die Luftbewegung nicht identisch waren. So entwickeln sich Weine in den Ecken des Kellers anders als Weine am Eingang. Hätte ich verschiedene Typen Fässer gehabt, wäre ich nicht zu dieser Erkenntnis gekommen. Ich hätte angenommen, dass die Fässer die Weine veränderten.

Auch im Leben

Jeder versteht und interpretiert das anders, aber ich hab das Gefühl, dass unsere Zeit uns dazu zwingt unser Leben ständig zu überdenken. Spannend finde ich, dass ein Großteil der Jugend gar nicht mehr besitzen will, Carsharing, Musik streamen, Wohnung mieten. Es scheint so zu sein, als spüre die Gesellschaft, dass Besitz auch belastet. Wenn ich meine Plattensammlung betrachte, komm ich mir dabei alt vor. Auch bei den Büchern kann ich nicht anders. Ich brauche das gedruckte Exemplar und kann mit E-Readern gar nix anfangen. Ja und als Weinbauer hat man auch Weingärten im Besitz und somit Verantwortung diesen gegenüber. Wir pflegen und hegen sie für die nächste Generation – das bindet.

Wir werden uns weiter im Betrieb reduzieren. Mit Sorten und auch mit Weinen, um noch mehr rauszuholen. Das ist vielleicht auch der Luxus unserer Zeit, dass wir das können. Das haben wir der Nachkriegsgeneration zu danken, die unermüdlich für den Wohlstand gearbeitet hat. Ich im Speziellen kann hier meinem Vater und meiner Mutter danken.

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