Franz R. Weninger

Written by Franz Weninger on the 21st of December 2019

Gedanken zum Wein von Franz R. Weninger

Wenn man einen Wein nach dem Boden benennt hat das Gründe. Ödenburg - von den Budapestern „unter den Alpen“ genannt - hat als einzige Region Ungarns alpinen Einfluss. Nicht nur klimatisch, sondern vor allem geologisch. Das Ödenburger Gebirge entstand mit den Alpen vor 340 Millionen Jahren. Die Verwitterung des Gneiss führte zu Böden, welche sehr durchlässig sind. Mir fiel immer auf, dass die Soproner Weine weniger violette Farbe mit sich bringen und offenere Weine produzieren. Die Aromatik ist sehr würzig. Meist tritt schwarzer Pfeffer auf. Der Wein präsentiert sich zart am Gaumen, mit trotzdem anhaltender Tiefe die beim dritten und vierten Schluck noch Spass macht und nicht langweilig wird. Als Einstieg zu unseren ungarischen Weinen offenbart dieser Wein alles was Sopron mit den Gneiss und Glimmer Böden bietet.

Es ist soweit! Die Lage Steiner ist wieder mit Furmint bepflanzt. Lang ist es her. Vor 130 Jahren, also vor der Reblaus, standen hier die letzten Furmint. Danach kam der Blaufränkisch. Der Ödenburger Wein war bis zur Reblaus für seinen Ausbruch bekannt. Ähnlich dem Ruster Ausbruch war dies ein Süßwein mit oxidativem Charakter. Der Süßwein wurde zuerst durch den deutschen Riesling verdrängt und danach, als Zucker raffiniert werden konnte, durch Rohrzucker ersetzt, der sehr billig aus Südamerika nach Europa geschifft wurde. So entschieden sich auch die Winzer in Sopron, die durch die Reblaus zerstörten Flächen mit Blaufränkisch auszupflanzen. Schon vor 10 Jahren begann ich, mir eine Selektion von István Szepsy, einem bekannten Winzer in Tokaj, zu holen und pflanzte Furmint. Leider holte diese jungen Pflanzen der Frost.
Diesmal stammen die Edelreiser, also das genetische Erbgut von Michael Wenzel aus Rust und von Attila Homonna aus Tokaj.
Der erste Ertrag 2018 zeigt wunderschöne, goldig lockere Beeren, typisch für Furmint, mit sehr dünnen Schalen. Der Wein, auch typisch für Furmint, gärte über ein Jahr lang in seinem Fass dahin, bis er endlich im Sommer des darauffolgenden Jahres fertig wurde.
Da ist er nun. Und ich bin sehr glücklich damit. Ein Urbild eines Furmint, wie ich ihn mir vorstellte. Kraft ohne schwer zu sein, voll in der Aromatik ohne diese wirklich zuordnen zu können. Ein Wein der vielleicht sogar mich überleben kann. Ein einzigartiger Stil, durch den dieser Wein es zu den ganz grossen Weißweinen der Welt schaffen kann.

Das Jahr das der Frost prägte. Keiner wusste wie sich der verspätete Austrieb nach dem Anfrieren der schlafenden Augen und die somit verbundene längere Vegetationszeit der Reben im Jahr 2016 auf den Wein auswirkt. Was ich bis jetzt sagen kann: Extrem hohe Reduktion, Verschlossenheit der Weine. Die Weine waren so verschlossen, dass ich mir beim Ausbau auf der Hefe keine Gedanken machen musste diese zu schützen. Die hohe Säure führte zu einer sehr langsamen Reifung und die Weine wirkten sehr leicht und trinkig. Es war der erste Jahrgang, bei dem ich auf Schwefel ganz verzichten konnte. In der Flasche wird 2016 als der Wein für die Lagerung in unseren Köpfen bleiben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Weine sehr lang lebendig bleiben werden. Sie werden uns bei der Verkostung in 20 Jahren überraschen!

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